Bestattungskultur

Im Römischen Reich gab es die Vorstellung, dass der Körper des Menschens nur eine sterbliche Hülle ist und die Seele nach dem Tod aufsteigt und weiterlebt. Daher waren Feuerbestattungen keine Seltenheit.

Doch das Christentum brachte eine andere Vorstellung mit. Der Mensch stirbt und es kann nur eine Auferstehung stattfinden, wenn der ganze Körper geweckt werden kann. Eine Feuerbestattung galt daher als Abstoßend, ohne Achtung vor den Toten. Daher verschwand diese Form der Bestattung, wo das Christentum an Einfluss gewann und eine Verbrennung war nur noch eine schändliche Bestattungsform die zum Beispiel für Hexen vorgesehen war.

Mittlerweile ist die Einäscherung eine akzeptierte Bestattungsart. Die katholische Kirche akzeptierte diese allerdings erst seit 1963 und kam im 19. Jahrhundert wieder in Mode. Dies hatte praktische Gründe. Eine Kremation war hygienischer und kostensparender. Der Preis ist bis heute für viele ein wichtiger Grund, sich dafür zu entscheiden. Aber auch der kleinere Grabplatz ist für einige wichtig.

Die Zeiten in der man in einer Großfamilie aufwuchs, lebte und auch starb gibt es heute so gut wie gar nicht mehr. Damals wurden die Verstorbenen zu Hause gewaschen und angekleidet. Es wurde eine Totenwache gehalten und Nachbarn und Freunde kamen um sich zu verabschieden. Gestorben wird heute oft nur noch in Krankenhäusern oder Altersheimen. Zu Hause, umgeben von seiner Familie ist die Seltenheit geworden. Gerade in Großstädten hat sich die Bestattungskultur gewandelt. Wo es heute in wenigen Dörfern noch die großen Beisetzungen gibt bei denen fast die gesamten Einwohner im Trauerzug den Verstorbenen zur letzten Ruhestätte begleiten, werden die Beisetzungen in Großstädten immer anonymer. Die Bestattungsriten drohen wegzubrechen, denn die Menschen leben zurückgezogener, einsamer als es noch früher der Fall war. Wie oft kommt es heute vor, dass Verstorbene erst Monate später tot in ihrer Wohnung gefunden werden. Keiner hat sie vermisst. Man lebt Tür an Tür mit Menschen die man nicht kennt, mit denen man noch nie gesprochen hat.

Der Tod wird nicht länger als Anfang zu etwas Neuem gesehen sondern als Ende verstanden. Der religiöse Glauben ist bei vielen verloren gegangen. Das Miteinander und sich verbunden zu wissen in seiner Trauer ist eine große Hilfe bei der Bewältigung doch aus einem Miteinander ist mehr ein nebeneinander geworden. Der Körper ist nur noch eine wertlose Hülle die für viele nur noch schnell und so kostengünstig wie möglich beseitigt werden muss. Die Bestattungskultur hat sich gewandelt und das nicht zum Besseren. Tod und Sterben ist ein Tabuthema geworden, was viele einfach nur verdrängen wollen. Dabei ist der Moment des Abschieds unwiederbringlich. Er sollte nicht verdrängt oder schnell hinter sich gebracht werden. Wer auf Rituale verzichtet, verzichtet auf ein Stück Trauerhilfe.